Der Nektar, den unsere Bienen zu Honig verarbeiten, kommt nicht immer nur aus den Blüten der Pflanzen. Bei Waldhonig bezeichnen wir ihn als "Honigtauhonig". Aber was verbirgt sich hinter dieser poetischen Bezeichnung - und warum kann Waldhonig zur Todesfalle für die Bienen werden?
28. Juni 2024. Eine Zunahme von 2-10 kg Honig an einem Tag müsste der Traum eines jeden Imkers sein, oder? Tja, leider ist er das Gegenteil. Denn wenn sich die Honigzargen in so kurzer Zeit so schwer füllen ist oft der so genannte "Zementhonig" die Ursache. Es ist Melezitosehonig.
Aber fangen wir vorne an. Melezitosehonig ist ein Honigtauhonig. Was ist nun wieder Honigtau? Anders als der Nektar aus Blüten stammt der Honigtau von Bäumen, meist von Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Eiche, Ahorn und Linde. Aber der süße Saft stammt nicht aus dem Kelch einer Blüte sondern er wird von Blattläusen gemacht. Das bedeutet, dass Läuse auf Bäumen sitzen und sich von dem süßen Siebröhrensaft ernähren, der durch die Bäume fließt. Der Zucker im ursprünglichen Baumsaft ist Saccharose, die Melezitose wird erst von den Läusen gebildet, damit sie sich vom Siebröhrensaft problemlos ernähren können.
Die Läuse benötigen nicht nur den Zucker, sondern auch weitere Stoffe. Daher scheiden sie überschüssigen Zucker aus und trinken weiter. Diese Zuckerlösung sammeln Bienen und tragen sie in die Honigräume ein. Es sind also Ausscheidungen der Läuse, die viel Zucker enthalten. Honigtau halt. 🤣
Wo ist das Problem?
Die meisten Lausarten produzieren deutlich unter 20% Melezitose, der mischt sich dann mit anderen Zuckerarten und kann von der Biene eingetragen und gelagert werden. Aber insbesondere bei der Fichte kann der Anteil 70% ausmachen.
So, jetzt bauen wir diese Informationen zusammen. Die Hauptverursacherin der Melezitose ist die Große Schwarze Fichtenrindenlaus. In Jahren, in denen ihre Population sehr stark ist, kann es passieren, dass der Anteil ihres Honigtaus im Bienenstock deutlich überwiegt und auf über 20% ansteigt.
Was bedeutet das nun alles?
Der Melezitosehonig wird bereits in der Wabe fest, er kristallisiert innerhalb von 2-3 Tagen. Je mehr in der Quelle ist, desto mehr landet auch im Honig. Da der Honig sehr fest wird, wird er auch "Zementhonig" genannt.
Für den Imker ist das ein Problem, weil sich zementharter Honig natürlich nicht schleudern lässt. Das wäre ja alles nicht so schlimm, wenn man den Bienen diesen Honig dann als Winterfutter lassen könnte. Aber leider vertragen unsere Bienen diesen Dreifachzucker aus dem Honigtau nicht. Der spezielle Zucker führt zur Schädigung der Darmbakterien der Bienen und reduziert so ihre Lebensdauer. Uns Imkern ist bekannt, dass dieser Honigtauhonig vor allem zu Beginn des Winters bei den Honigbienen zur so genannten Waldtrachtkrankheit führen kann.
Die Hinterleiber der betroffenen Bienen sind angeschwollen oder sie erleiden einen massiven Haarausfall. Oft zeigen sie auch ein verändertes Verhalten: Viele Bienen bleiben am Eingang des Bienenstocks, anstatt auszufliegen. Dieser Zustand kann sich soweit verschlechtern, dass ganze Stöcke innerhalb kurzer Zeit eingehen. Da Bienen zudem sehr saubere Tiere sind und nicht im Bienenstock abkoten, kann sich die Melezitose im Darm anreichern und zu Darmerkrankungen wie Nosema führen.
2020 gab es Studien der Universität Hohenheim, die belegten, dass Melezitose die Symptome der Waldtrachtkrankheit auslösen kann.
Warum erzähle ich euch das? Die klimatischen Veränderungen, lange Trocken- oder Regenzeiten, schwül-heißes Wetter oder Unwetter scheinen die Bäume derart zu stressen, dass die Populationen der Fichtenrindenlaus besonders in diesem Jahr in manchen Gebieten außerordentlich hoch ist. In Bayern berichten Imker grade reihenweise, dass sie Zementhonig in großen Mengen in ihren Völkern vorfinden.
Da bin ich grade fast froh, dass ich keine solchen Gewichtszunahmen in den Honigräumen habe...
Für uns Menschen ist übrigens weder der Waldhonig, noch der Melezitose als Zucker in üblichen Menschen gefährlich.
Weiterführende Links:
Studie der Uni Hohenheim
Information des Niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
4-6 Mal pro Jahr werden dich News über das Bienenleben, die Honigproduktion und natürlich die Verfügbarkeit von Honig erreichen. Trag dich gern ein und du erfährst als Erste/r, wenn die süße Versuchung wieder zur Verfügung steht.
Durch das Absenden erkläre ich mich mit den Datenschutzbestimmungen dieser Seite einverstanden.