Heute erzähle ich euch etwas über Jungvölker - so genannte "Ableger". Wie der Name schon vermuten lässt, entstehen die kleinen Völker, die man zwischen April und Juli generieren kann, von den großen Wirtschaftsvölkern.
28. Mai 2024. Die großen und starken Wirtschaftsvölker kann der Imker in der Haupt-Bienenwachstumszeit schröpfen und ihnen Brutwaben entnehmen, um dem Schwärmen vorzubeugen. (Manchmal schwärmen sie dennoch - siehe mein Volk in Stöcken, was ich zwei mal geschröpft hatte....)
Das geht so:
1. Man entnimmt aus einem oder mehreren starken Völkern Brutwaben und setzt diese mit den aufsitzenden Ammenbienen in eine neue Beute.
2. Man gibt eine Futterwabe dazu, da das Babyvolk noch nicht genug Flugbienen hat, um selbst Nektar zu sammeln.
3. Man hängt eine oder zwei leere Waben dazu, damit die Bienen etwas zu tun haben, und sich Zellen ausbauen können.
4. Man hängt als Schied eine leere Futtertasche dazu, die dann später zum Füttern benutzt werden kann und eine Abtrennung zur leeren Zarge darstellt.
5. Im Falle meiner Einraumbeute habe ich zusätzlich den Leerraum noch mit Stroh gefüllt (danke Petra!), weil in der Natur auch keine großen Leerräume von den Bienen angenommen werden. Außerdem verhindert Stroh auch den Niederschlag von Kondensfeuchtigkeit.
Und die Königin?
Wer jetzt mitgelesen hat fragt sich "Wo ist die Königin?" Genau. Die bleibt natürlich im Wirtschaftsvolk, der Ableger ist erstmal ohne Königin, also "weisellos".
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie das Volk jetzt an eine eigene Königin kommt. Man kann eine bereits geschlüpfte Zuchtkönigin einsetzen, oder auch "Zuchtstoff" einsetzen... Aber die faule Imkerin macht es wie ich. Ich habe bei Schritt 1 darauf geachtet, dass "Brut in allen Stadien" dabei war, also vor allem frische Eier und offene Rundmaden. Denn solange offenen Brut da ist, können die Bienen sich daraus Königinenzellen bauen, und somit ganz eigenständig ihre fehlende Mama nachziehen.
Da wir ja wissen, dass eine Königin 16 Tage bis zum Schlupf braucht, kann man rechnen, wann diese ungefähr fertig sein müsste. Nach den 16 Tagen nimmt sie sich ca. eine Woche zum Aushärten und zum Brünstig werden. Dann (Flugwetter vorausgesetzt) kann sie auf ihren Begattungsflug gehen. Dort wird sie an so genannten "Drohnensammelplätzen" von mehreren Drohnen begattet und bringt Millionen Samenzellen mit nach Hause. Diese reichen bis zum Ende ihres Lebens. 😳
Leider kommen rund 20% der Prinzessinnen nicht heim, sei es wegen plötzlichem Gewitter und Sturm oder weil sie einem hungrigen Vogel zum Opfer gefallen sind. Ein gewisses Risiko beinhaltet diese Methode also.
Hat es aber geklappt, kann man rund eine weitere Woche später auf die Suche nach frischer Brut in dem Jungvolk gehen. Ungefähr einen Monat dauert das Ganze also.
Am 25. April hatte ich dieses Prozedere bei meinen Völkern durchgeführt und zwei Ableger erstellt. Einen davon habe ich in Großbliersbach in eine "Einraumbeute" gepackt. Das ist eine Holzkiste, die man nicht nach oben erweitert (also aufeinander stapelt), sondern zum Seite hin erweitert. Ein solch schönes Exemplar steht nun in der Dorfmitte und sein Völkchen wird von unserem Georg gefüttert und versorgt. Am Dienstag haben wir uns die Babys angesehen und bei der Durchsicht ist uns doch tatsächlich eine wunderschöne Königin mit prallem Hinterteil über den Weg gelaufen. 😍 Beim genauen hinsehen konnten wir auch "Stiftchen" (Eier) erkennen. Juhu.
Der zweite Ableger in Stümpen erschien mir am Dienstag leider noch nicht so weit, da werde ich nächste Woche nochmal reinschauen. Sollte ich wieder keine Königin und keine Stifte sehen, werde ich eine weitere Brutwabe zuhängen, um das Mini-Volk zu retten.
UPDATE :: 11. Juni.
Inzwischen habe ich dem Stümpener Ableger eine edle Zuchtkönigin aus einer Zuchtlinie zugesetzt. Ihre Mama wurde auf Norderney inselbegattet und mit ausgesuchten und handverlesenen Edeldrohnen gepaart. 😂 Ja, das gibt es wirklich, würde hier aber nun zu weit führen. Dem Stümpener Ableger geht es jetzt prächtig, die Mädels haben ihre neue Mama sofort angenommen. Die Königin (Nummer 18!) kommt in einem kleinen Zuetzkäfig mit ein paar Begleitbienen und wird in das weisellose Volk gelegt. Die Arbeiterinnen müssen sich an den Duft ihrer neuen Erziehungsberechtigten erst gewöhnen, darum versperrt man der Mutter den Ausgang zunächst mit etwas Futterteig, durch den sich beidseitig ein Weg gefressen werden will. Einen Tag später krabbelt Nummer 18 dann munter zwischen ihren Untertanen umher.
In Großbliersbach habe ich zwischenzeitlich die Grand Dame mit einem grünen Punkt versehen. Dazu lässt man sie zuerst in ein Glasröhrchen laufen und überführt sie dann in einen Käfig, in dem man sie mit Schaumstoff fixieren kann, um ihr den Punkt zu verpassen. Ja okay, sehr freundlich hört sich das nicht an... Aber es dauert zwei Minuten und zukünftig findet man sie problemlos auf einen Blick, was auch ihrem Schutz gilt: wo die Königin krabbelt, ist die Imkerin immer gaaaaaanz besonders vorsichtig...
Nach dem Aufbringen des Punktes lasse ich die Farbe zehn Sekunden trocknen, dann darf die Regentin wieder zurück zu ihrem Gefolge.
Welche Farbe?
Falls ihr denkt, die Farbe der Königin sei frei wählbar: Nein. Also kann man natürlich machen. Aber es ist tatsächlich so, dass die Imker in Deutschland sich seit langer Zeit an eine vorgegebene Farben-Abfolge halten.
Farbe Weiß: Die Königin wurde in einem Jahr mit einer 6 oder einer 1 am Ende geboren (2016, 2021, 2026 usw.)
Farbe Gelb: Die Königin wurde in einem Jahr mit einer 7 oder einer 2 am Ende geboren (2017, 2022, 2027 usw.)
Farbe Rot: Die Königin wurde in einem Jahr mit einer 8 oder einer 3 am Ende geboren (2018, 2023, 2028 usw.)
Farbe Grün: Die Königin wurde in einem Jahr mit einer 9 oder einer 4 am Ende geboren (2019, 2024, 2029 usw.)
Farbe Blau: Die Königin wurde in einem Jahr mit einer 0 oder einer 5 am Ende geboren (2015, 2020, 2025 usw.)
Das hat den Vorteil, dass man, falls man mal den Überblick verliert, anhand der Farbe immer weiß, wie alt eine Königin ist. Für uns kleine Imker spielt das sicher keine große Rolle - für Züchter, die mit mehreren hundert oder gar tausend Königinnen zu tun haben, und ja auch viel dokumentieren müssen, macht das in jedem Fall Sinn. Die verwenden dann nicht nur einen Punkt, sondern, wie auf Bild Nummer 1 zu sehen, eine Nummer.
Der Farbklecks hat auch noch den Vorteil, dass, wenn man frische Brut sieht, die Königin aber wochenlang nicht mehr zu sehen ist, der Imker weiß, dass das Volk "still umgeweiselt" hat. Es hat dann seine Königin ausgetauscht - aus verschiedenen Gründen. Wenn das Volk mit der Dame nicht mehr einverstanden ist, sie schwach oder irgendwie angeschlagen ist, ist die Natur an der Stelle erbarmungslos. Ein Individuum muss dann geopfert werden, damit das Volk überleben kann. Manchmal denke ich, wir Menschen könnten von den Bienen viel lernen...
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