Bienenschwarm in der Luft



Warum schwärmen Bienen im Frühjahr? 

Das Schwärmen ist der Vermehrungsprozess eines Bienenvolkes. Aber wie genau bereiten sich die Damen darauf vor, und wie geht es mit dem Volk weiter, wenn kein Imker den Schwarm wieder einfängt? Das erkläre ich euch hier Schritt für Schritt.


Das Schwärmen der Honigbienen im Frühjahr - Schritt für Schritt erklärt


April 2024. Wenn ihr in den sozialen Medien unterwegs seid, habt ihr vielleicht letzte und vorletzte Woche schon Berichte und Fotos von Bienenschwärme gesehen. April bis Juni sind die Hochzeit für unsere Bienenvölker, sie vermehren sich manchmal gefühlt explosionsartig und brauchen dann Platz. Ihr natürlicher Vermehrungsprozess wird dadurch in Kraft gesetzt. Wir sehen zwar natürlich die Biene auch als Individuum, aber staatenbildende Insekten funktionieren als Gesamtorganismus, wir nennen es hier auch "der Bien". Während sich einzelne Bienen durch Ei, Larve und Puppe vermehren, tut es der Bien mit einer kompletten Spaltung. Dieser faszinierende Prozess wird dann "Schwärmen" genannt.

Vorbereiten auf das Schwärmen - Bienendemokratie und der Startschuss
Aber was genau passiert im Volk - vor, während und nach dem Schwärmen? Wer gibt den Startschuss für den Aufbruch und wer entscheidet, wohin geflogen wird? Was ist das Ziel? Wo bleibt die Königin, wenn aus einem Volk zwei werden? Welche Rolle spielen wir Imker dabei? Was wird aus dem Schwarm, wenn er nicht eingefangen wird? Fragen über Fragen.... und hierzu möchte ich Antworten geben.

Die Imker sagen, auch die Genetik spielt eine gewisse Rolle. Bienenköniginnen werden heutzutage auf bestimme Eigenschaften hin gezüchtet, z.B. Sanftmütigkeit und auch Schwarmträgheit. Denn ein geteiltes Volk (und ein Volk kann sich in einem Jahr öfter als 1x teilen) bringt weniger Honigertrag. Viele Jahrzehnte stand der Honig für die Imker im Vordergrund. Heute hat sich das etwas gewandelt, viele Imker möchten die Art erhalten, die Bestäubung ihrer Obstbäume fördern oder haben einfach Freude am Imkern. 😍

Aber der Bien will sich, wie alle Lebenwesen, vermehren. Ist die Bienenmasse also stark, das Wetter gut und das Futterangebot ausreichend, kommen die Bienen in "Schwarmstimmung". Zur Vorbereitung braucht es einige Dinge:

1. Eine Prinzessin für das neue Volk,
2. Eine flugfähige Königin (die ausziehen muss),
3. passendes Wetter

Demokratischer Prozess oder majestätische Anordnung?
Auf eine nicht ganz erforschte Weise entscheidet das Volk demokratisch, wann es Zeit ist, eine weitere Königin heranzuziehen. Die Zellen, in denen Königinnen entstehen, sind größer als die der Arbeiterinnen und werden Weiselzellen genannt. (Weisel = Königin). In dem Fall nennt der Imker diese dann "Schwarmzelle" . Diese Zellen können wir Imker erkennen und wenn wir das möchten, kann man diese Zellen "brechen", um dem Volk die neue Prinzessin wegzunehmen und dann einzugreifen, z.B. durch Schröpfen, Ableger bilden oder ähnliches (das führt jetzt zu weit. 😉).

Bleiben die Zellen bestehen, werden diese nach 8 Tagen verdeckelt und die neue Königin reift heran.
Unterdessen wird die alte Königin von ihrem Volk auf Diät gesetzt. Königinnen sind in der Regel nicht besonders flugfähig, weil sie dick und schwer sind. Sie verlassen den Stock auch nur einmal, um sich begatten zu lassen, danach legen sie Zeit ihres Lebens Eier ab. Beim Schwärmen ist das anders, denn sie muss rausfliegen um mit dem Gefolge ein neues Heim zu suchen. Damit das gelingt, bekommt sie nur noch so viel Nahrung wie nötig, aber dadurch wird sie flugtauglich gemacht.

Der genaue Zeitpunkt des Schwärmens wird auf eine noch nicht 100%ig erforschte Weise losgetreten. Man vermutet, dass es mit Vibrationen und Schwingungen funktioniert, die von einigen Bienen ausgehen. Die Arbeiterinnen, die mitgenommen werden, müssen sich (anders als die Königin) gut sattessen, denn es ist erstmal unklar, wann es ein neues Zuhause und wieder Futter gibt.

Passt dann alles? Neue Prinzessin kurz vor dem Schlupf? Wetter trocken und warm? Königin flugfähig? Let's go! Das nächste, was passiert, ist ein faszinierendes Schauspiel. Die Bienen bedecken ihre Bienenkiste von außen wie ein dicker Bart und fliegen zu Tausenden ab. Sie stürzen wirklich wie eine kleine Explosion aus dem Flugloch. Sitzt man während dessen grade beim Grillen im Garten kann man das ganz deutlich hören. 😳

Zunächst fliegen sie gar nicht so weit, in der Regel lassen sie sich schon einige hundert Meter weiter an einem dicken Ast nieder. Manchmal aber auch an Zäunen oder sogar Autos... Aber in der Regel hängt die Traube im Baum, wo der Imker jetzt nur mit einer hohen Leiter dran kommt.

Fazit für euch - was tue ich, wenn ich einen Schwarm sehe?
Die Bienen haben jetzt den Bauch voll Futter und warten ab, bis es in das endgültig neue Zuhause geht. Habt ihr eine Traube im Baum hängen, ist das kein Grund zur Angst. Sie sind nicht stechwütig, sondern eher träge. Ihre Aufgabe ist das Abwarten und der Schutz der Königin, die in der Regel im Kern der Traube sitzt. Als Mensch kann man das aus ein paar Metern Nähe beobachten, sofern man nicht am Ast wackelt oder die Kettensäge anschmeißt, geht keine große Gefahr davon aus.

Ihr könnt einen Schwarm auch melden, viel Imkervereine haben in der Schwarmzeit da "Bereitschaftsdienste". Bitte beachtet aber auch, dass wir Imker in der Regel auch noch arbeiten gehen und das alles in unserer Freizeit machen. Es ist nicht immer möglich, alles stehen und liegen zu lassen - so gerne man das vielleicht auch tun möchte. Ich habe euch hier mal Vereine aus der Nähe mit Imkern zusammengestellt, die beim Schwarmeinfangen ansprechbar sind:

Bergisch Gladbach / Rhein-Berg
Troisdorf / Rhein-Sieg
Köln und Porz
Deutschlandweit: Hier sind Imker aktiv, die Schwärme retten können und gezielt danach suchen.
Overath
Rösrath hat leider keinen eigenen Verein mehr. In Overath und Bergisch Gladbach sind daher auch Rösrather Imker und Imkerinnen zu finden.

Übrigens - es gibt zur Rettung von Schwärmen sogar *eigene Gesetze* , die es einer fremden Person erlauben, ein Privatgrundstück zu betreten. (Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), § 961 Eigentumsverlust bei Bienenschwärmen und folgende)

Danach folgt das Spektakulärste an der ganzen Sache, und ich bin sicher, sowas habt ihr noch nie gesehen! Der so genannte "Schwarmeinlauf" ist ein Ereignis für jeden Imker. Wir möchten das Volk ja wieder in eine Behausung geben, also haben wir eine Beute (Fachwort für Bienenstock) vorbereitet, mit Futter und Waben ausgestattet, so dass die Damen ein perfektes, neues Zuhause bekommen. Wir bereitet ihnen den roten (oder weißen) Teppich aus, so dass sie vom Boden ins Flugloch laufen können und dann wird der ganze Schwarm auf das Tuch geschüttet. Wie von Zauberhand laufen die Damen den Laufsteg entlang, durchs Flugloch in das neue Eigenheim. Und wie krass das aussieht, zeige ich euch hier in einem Video eines Imkervereins aus Regensburg.

Der Schwarmeinlauf


Diese ganze Schwarmeinfang-Aktion möchte man sich als Imker in der Regel nicht geben. Daher sind wir in den "heißen Brutphasen" zwischen März und Mai wöchentlich bei den Völkern, schauen uns die Entwicklung und die Schwarmtendenzen an. Falls nötig bilden wir frühzeitig einen Ableger, teilen das Volk also schon vorher, oder geben den Bienen etwas etwas zu tun, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen. Wie das konkret aussieht, erkläre und zeige ich zum Beispiel beim Schnupperimkern.

Bienen-News abonnieren

4-6 Mal pro Jahr werden dich News über das Bienenleben, die Honigproduktion und natürlich die Verfügbarkeit von Honig erreichen. Trag dich gern ein und du erfährst als Erste/r, wenn die süße Versuchung wieder zur Verfügung steht.

Durch das Absenden erkläre ich mich mit den Datenschutzbestimmungen dieser Seite einverstanden.


© Copyright 2023 Daniela Graß - All Rights Reserved